Empfohlener Beitrag

Vier Millionen Seitenaufrufe der SpruchZ-Blogs

Die beiden Blogs "SpruchZ: Spruchverfahren Recht & Praxis" und "SpruchZ: Shareholders in Germany" (ausgewählte Beitr...

Montag, 16. September 2024

Aufspaltung der Axel Springer SE? – Nunmehrige Bewertung doppelt so hoch wie bei dem Squeeze-out

von Rechtsanwalt Martin Arendts, M.B.L.-HSG

Bei dem auf der ordentlichen Hauptversammlung des Medienkonzerns Axel Springer SE am 26. November 2020 beschlossenen Squeeze-out wurde das Unternehmen mit EUR 6,5 Milliarden bewertet. Damals wurden die Springer-Aktien vorübergehend in dem Transaktionsvehikel Traviata B.V. gebündelt, um den Ausschluss der Minderheitsaktionäre durchführen zu können. Die Antragsgegnerin hielt nämlich weniger als 50 % der Springer-Aktien (laut Mitteilung der Gesellschaft vom 23. Februar 2021 rund 48,5 %) und kam nur über sog. Wertpapierleihverträge zu einem für einen aktienrechtlichen Squeeze-out erforderlichen Anteil von mehr als 95 %. Nach dem im Jahr 2021 durchgeführte Squeeze-out wurden die Aktien wieder aufgeteilt.

Die "Ehe" zwischen den Altaktionären und den Private-Equity-Investoren dürfte nun wieder aufgelöst werden. So verdichten sich laut Financial Times die Gerüchte um eine mögliche Aufspaltung der Axel Springer SE. Am Donnerstag soll der Aufsichtsrat des Medienkonzerns über eine mögliche Trennung von Anzeigengeschäft und Medienaktivitäten beraten.

Die Aufteilung erfolgt wohl entlang der Interessen der Partner. Demnach sollen der US-amerikanische Private-Equity-Investor KKR und der kanadische Pensionsfonds CPPIB die Kontrolle über das profitable digitale Kleinanzeigengeschäft bekommen. Ein Minderheitsanteil soll bei Springer-Chef Mathias Döpfner und Großaktionärin Friede Springer bleiben. Diese wiederum würden die Mehrheit über Springers (deutlich niedriger bewerteten) Mediengeschäft erhalten.

Derzeit halten Döpfner und Springer jeweils rund 22 Prozent. KKR hält mehr als 35 Prozent der Aktien und ist damit derzeit der größte Anteilseigner. CPPIB kommt auf knapp 13 Prozent. Laut Financial Times kommt der Gesamtkonzern auf eine Bewertung von EUR 13,5 Milliarden (mehr als doppelt so viel wie die Bewertung beim Squeeze-out).

Allein EUR 10 Milliarden davon mache das als besonders lukrativ geltende Kleinanzeigengeschäft aus, zu dem die Job-Plattform Stepstone und die Immobiliensparte Aviv gehören. Zu dem Mediengeschäft gehören neben den deutschen Zeitungen Bild und Welt auch die US-Medien Politico und Business Insider.

Insbesondere der deutlich höhere Wert des digitalen Geschäfts war in dem Spruchverfahren bemängelt worden. Der gerichtlich bestellte gemeinsame Vertreter hatte Anfang 2023 von einer der "signifikantesten Fehlbewertungen" im Rahmen von Strukturmaßnahmen der letzten Jahrzehnte gesprochen, siehe: https://spruchverfahren.blogspot.com/2023/02/spruchverfahren-zum-squeeze-out-bei-der_91.html

Spruchverfahren zum Squeeze-out:
LG Berlin II, Az. 102 O 13/21 SpruchG
Coriolix Capital GmbH u.a. ./. Traviata B.V.
59 Antragsteller
gemeinsamer Vertreter: RA Dr. Peter Dreier, 40213 Düsseldorf
Verfahrensbevollmächtigte der Antragsgegnerin:
Rechtsanwälte Freshfields Bruckhaus Deringer PartGmbB, 40545 Düsseldorf

Keine Kommentare: