von Rechtsanwalt Martin Arendts, M.B.L.-HSG
Bei dem auf der ordentlichen Hauptversammlung des Medienkonzerns Axel Springer SE am 26. November 2020 beschlossenen Squeeze-out wurde das Unternehmen mit EUR 6,5 Milliarden bewertet. Damals wurden die Springer-Aktien vorübergehend in dem Transaktionsvehikel Traviata B.V. gebündelt, um den Ausschluss der Minderheitsaktionäre durchführen zu können. Die Antragsgegnerin hielt nämlich weniger als 50 % der Springer-Aktien (laut Mitteilung der Gesellschaft vom 23. Februar 2021 rund 48,5 %) und kam nur über sog. Wertpapierleihverträge zu einem für einen aktienrechtlichen Squeeze-out erforderlichen Anteil von mehr als 95 %. Nach dem im Jahr 2021 durchgeführte Squeeze-out wurden die Aktien wieder aufgeteilt.
Die "Ehe" zwischen den Altaktionären und den Private-Equity-Investoren
dürfte nun wieder aufgelöst werden. So verdichten sich laut Financial Times die
Gerüchte um eine mögliche Aufspaltung der Axel Springer SE. Am Donnerstag soll der
Aufsichtsrat des Medienkonzerns über eine mögliche Trennung von
Anzeigengeschäft und Medienaktivitäten beraten.
Die Aufteilung erfolgt wohl entlang der Interessen der
Partner. Demnach sollen der US-amerikanische Private-Equity-Investor KKR und
der kanadische Pensionsfonds CPPIB die Kontrolle über das profitable digitale
Kleinanzeigengeschäft bekommen. Ein Minderheitsanteil soll bei Springer-Chef
Mathias Döpfner und Großaktionärin Friede Springer bleiben. Diese wiederum
würden die Mehrheit über Springers (deutlich niedriger bewerteten) Mediengeschäft erhalten.
Derzeit halten Döpfner und Springer jeweils rund 22 Prozent.
KKR hält mehr als 35 Prozent der Aktien und ist damit derzeit der größte
Anteilseigner. CPPIB kommt auf knapp 13 Prozent. Laut Financial Times kommt der
Gesamtkonzern auf eine Bewertung von EUR 13,5 Milliarden (mehr als doppelt so
viel wie die Bewertung beim Squeeze-out).
Allein EUR 10 Milliarden davon mache das als besonders lukrativ
geltende Kleinanzeigengeschäft aus, zu dem die Job-Plattform Stepstone und die
Immobiliensparte Aviv gehören. Zu dem Mediengeschäft gehören neben den
deutschen Zeitungen Bild und Welt auch die US-Medien Politico und Business
Insider.
Insbesondere der deutlich höhere Wert des digitalen Geschäfts war in dem Spruchverfahren bemängelt worden. Der gerichtlich bestellte gemeinsame Vertreter hatte Anfang 2023 von einer der "signifikantesten Fehlbewertungen" im Rahmen von Strukturmaßnahmen der letzten Jahrzehnte gesprochen, siehe: https://spruchverfahren.blogspot.com/2023/02/spruchverfahren-zum-squeeze-out-bei-der_91.html
Spruchverfahren zum Squeeze-out:Coriolix Capital GmbH u.a. ./. Traviata B.V.
59 Antragsteller
gemeinsamer Vertreter: RA Dr. Peter Dreier, 40213 Düsseldorf
Verfahrensbevollmächtigte der Antragsgegnerin:
Rechtsanwälte Freshfields Bruckhaus Deringer PartGmbB, 40545 Düsseldorf