KIRCHHOFF STIMMUNGSINDIKATOR IMMOBILIEN-AKTIEN | H1 2025
- Stimmungsindex steigt auf 53,3 Punkte – Analysten zeigen sich optimistisch, Trendwende nach der Krise 2022 setzt sich fort (H2 2024: 47,7 Punkte)
- Wohnimmobilien bleiben klarer Favorit – mit 69,7 Punkten deutlich vor Gewerbeimmobilien (41,0 Punkte)
- Attraktives Chance-Risiko-Profil für Wohnimmobilien – stabile Nachfrage sorgt für hohe Bewertungssicherheit
- Immobilienaktien hinken Gesamtmarkt weiter hinterher – DAX mit deutlich besserer Performance im 6- und 12-Monatsvergleich
- Bewertungsabschläge bleiben hoch – Substanzwerte sind bei Wohn- und Gewerbeimmobilien noch nicht eingepreist
- Finanzierungsumfeld und ESG-Anforderungen gelten als größte kurzfristige und langfristige Herausforderungen
Hamburg, 14. Juli 2025 – Die Hamburger Kommunikations-
und Strategieberatung für Finanzkommunikation und ESG, Kirchhoff
Consult, hat die zwölfte Ausgabe des „Kirchhoff Stimmungsindikator
Immobilienaktien“ veröffentlicht. Die befragten Analysten blicken
verhalten optimistisch auf den weiteren Verlauf der
Immobilienaktien-Kurse: Der Stimmungsindex steigt leicht auf 53,3 Punkte
(H2 2024: 47,7 Punkte) und signalisiert damit eine moderate, aber
stabile Verbesserung der Marktstimmung.
Jens Hecht, Managing Partner bei Kirchhoff Consult, kommentiert:
„Die Kursentwicklungen am Immobilienmarkt zeigen eine Stabilisierung,
auch wenn die Werte weiterhin deutlich unter ihren Substanzniveaus
notieren. Das hohe Bewertungsdelta unterstreicht jedoch nach wie vor das
Aufholpotenzial der Branche. Insbesondere bei Wohnimmobilien sehen wir,
dass sich der Markt zunehmend konsolidiert und Investoren die Resilienz
dieses Segments neu bewerten. Trotz anspruchsvoller Rahmenbedingungen –
wie einem herausfordernden Zinsumfeld und verschärften ESG-Vorgaben –
bleibt die Branche aus unserer Sicht langfristig attraktiv.“
Stetige Erholung deutscher Immobilienaktien
In den vergangenen sechs Monaten legten die Aktien der zehn größten
börsennotierten Immobilienbestandshalter in Deutschland im Durchschnitt
um +2,4% zu. Gewerbeimmobilienaktien entwickelten sich mit +3,0%
überdurchschnittlich, während Wohnimmobilienwerte mit +1,9% leicht unter
dem Branchenschnitt blieben. Damit bleiben Immobilienaktien weiterhin
deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurück – der DAX verzeichnete im
gleichen Zeitraum einen Zuwachs von +19,5%.
Trotz dieser unterdurchschnittlichen Performance weist die Branche
weiterhin ein hohes Bewertungsdelta auf: Der durchschnittliche Abschlag
zum Substanzwert beträgt -39,9% – ein klares Zeichen für anhaltende
Zurückhaltung auf Investorenseite. Gleichzeitig birgt diese Lücke ein
erhebliches Aufholpotenzial. Ein positiver Impuls, etwa durch eine
weitere Lockerung der Zinspolitik oder eine konjunkturelle Belebung,
könnte aus Sicht der Analysten die notwendige Dynamik bringen, um diese
Bewertungslücke spürbar zu verkleinern.
Wohnimmobilien bleiben Favorit der Analysten
Die Stimmung unter Analysten fällt für Wohnimmobilien weiterhin deutlich
positiver aus (69,7 Punkte) als für Gewerbeimmobilien (41,0 Punkte).
Auch im langfristigen Kursvergleich der letzten drei Jahre zeigen
Wohnimmobilien eine überdurchschnittliche Performance von +8,4%
gegenüber lediglich +0,7% im Branchenschnitt. Haupttreiber bleibt die
nachhaltig hohe Nachfrage nach Wohnraum.
Immobilienaktien-Analysten sehen bei Wohnimmobilien zudem das
attraktivste Chance-Risiko-Profil – vor allem aufgrund der stabilen
Ertragslage und der robusten Marktnachfrage. Eine kürzlich
veröffentlichte Analyse von BNP Paribas Real Estate bestätigt diesen
Trend: Das Transaktionsvolumen auf dem deutschen Wohninvestmentmarkt
stieg im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr um über 30% auf
rund 4,5 Milliarden Euro. Auch andere Marktbeobachter wie JLL, NAI
Apollo, Colliers und CBRE melden Transaktionsvolumina zwischen 3,9 und
4,4 Milliarden Euro.
Büroimmobilien mit größter Unsicherheit behaftet
Zwar bleibt auch die Stimmung für Gewerbeimmobilien im positiven Bereich
(41,0 Punkte), doch hat sich der Wert gegenüber dem Vorhalbjahr (43,2
Punkte) kaum verändert. Innerhalb des Segments gelten insbesondere
Büroimmobilien laut Analysten weiterhin als unsicherste Asset-Klasse –
bedingt durch strukturelle Veränderungen im Arbeitsumfeld, anhaltende
Flächenüberhänge in B- und C-Lagen sowie schwierige
Vermarktungsperspektiven.
Die Auswertung zur Risikowahrnehmung verschiedener Immobiliensegmente
zeigt, dass Büro- und Einzelhandelsimmobilien am häufigsten als
besonders unsicher eingeschätzt werden. Die anhaltende Diskussion um
„New Work“, Flächeneffizienz und ESG-Kriterien verstärkt diese
Wahrnehmung zusätzlich und dämpft sowohl Investitionsbereitschaft als
auch Bewertungsperspektiven im börsennotierten Segment.
Finanzierungsumfeld und ESG-Anforderungen gelten als aktuell größte Herausforderungen
Als wesentliche Herausforderungen nennen die befragten Analysten das
weiterhin anspruchsvolle Finanzierungsumfeld sowie die zunehmende
Komplexität regulatorischer ESG-Vorgaben. Beide Faktoren wirken sowohl
kurzfristig als auch langfristig belastend auf Geschäftsmodelle,
Investitionsentscheidungen und die Bewertungsspielräume.
Trotz jüngster politischer Diskussionen über eine mögliche Reduzierung
einzelner ESG-Vorgaben – etwa im Bereich Berichterstattung oder
Lieferkettengesetz – gehen Immobilienanalysten nicht davon aus, dass
energiebezogene Kriterien in der Branche an Relevanz verlieren. Im
Gegenteil: Sie werden erwartungsgemäß zunehmend direkt mit der
Finanzierungsfähigkeit von Objekten verknüpft und spielen auch bei
Mietentscheidungen institutioneller Nutzer eine zentrale Rolle.
ESG-Standards – und vor allem die Energieeffizienz von Immobilien –
entwickeln sich damit weiter zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor,
der sowohl den Zugang zu Kapital als auch die Marktpositionierung
langfristig prägt.
Weitere Informationen
Die Studie finden Sie unter folgendem Link: https://www.kirchhoff.de/fileadmin/static/pdfs/2025_news/20250714_Stimmungsindikator_Immobilienaktien.pdf
METHODIK DER ERHEBUNG
Der „Kirchhoff Stimmungsindikator Immobilienaktien“ von Kirchhoff
Consult ist der Stimmungsindikator für den deutschen
Immobilienaktienmarkt. Bei den wichtigsten Analysten für deutsche
Immobilienaktien fragt Kirchhoff Consult regelmäßig ab, wie sich der
Immobilienaktienmarkt nach ihrer Einschätzung in den kommenden drei
beziehungsweise zwölf Monaten entwickeln wird. Dabei wird auch separat
nach der Kursentwicklung von Gewerbe- und Wohnimmobilienaktien gefragt.
Für die Beantwortung steht dem Analysten oder Unternehmensvertreter eine
Skala von +2 (stark steigend, über +15 Prozent) bis –2 (stark fallend,
unter –15 Prozent) zur Verfügung. Ein Wert von „0“ bedeutet, dass mit
keinen oder nur sehr geringfügigen Veränderungen (+/–5 Prozent)
gerechnet wird. Die Auswertung bildet den Durchschnitt aller abgegebenen
Einschätzungen ab.
Im Rahmen der Analyse für den „Kirchhoff Stimmungsindikator
Immobilienaktien“ für das erste Halbjahr 2025 gaben zehn der befragen
Immobilienanalysten ihre Einschätzung ab.
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